Unsere Philosophie

Das Kind ist Konstrukteur seiner individuellen Wirklichkeit und Entwicklung. Forschend und problemlösend ist es von Anfang an Mitschöpfer seiner Entwicklung. Auf der Basis von Vertrauen, Geborgenheit und Anerkennung hat das Kind die Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu sammeln, zu forschen, zu entdecken und zu lernen und unendliche viele Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

 

Die Bedeutung einer sicheren Bindung

Das Grundbedürfnis nach Bindung steht für das Bedürfnis, enge zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen, sich sicher gebunden zu fühlen und sich als liebesfähig und liebenswert zu erleben. Bindung ist für das Leben so grundlegend wie Luft zum Atmen und Ernährung.

 

 

„Bindung ist ein vom Gefühl getragenes Band, das eine Person zu einer anderen spezifischen Person anknüpft und das sie über Raum und Zeit miteinander verbindet.“

(John Bowlby)

 

 

Tatjana Elias kl

 

 

Sichere Bindungen sind laut den Ergebnissen aus der Bindungsforschung die wesentliche Grundlage für eine gesunde Entwicklung und ein Lern- und Erkundungsverhalten der Kinder.

Damit sich das Kind in der neuen Umgebung geborgen fühlt, müssen ihm die Bezugspersonen vertraut sein. Um eine Vertrauensbeziehung aufzubauen braucht man Zeit, da diese Beziehung wachsen muss. Je jünger ein Kind ist, desto mehr Zeit benötigt es, um eine Vertrauensbeziehung einzugehen. (Largo, R. 2000:161)

Wenn Kleinkinder damit beginnen die Welt zu erkunden, ist für sie die Bindungsperson eine sichere Basis, ein „sicherer emotionaler Hafen“, zu der sie zurückkehren, wenn irgendetwas sie ängstigt oder wenn sie sich unsicher fühlen. Bis auf wenige Ausnahmen, die aus längerer Trennung, häufig wechselnden Bezugspersonen oder einer andauernden emotionalen Nichtverfügbarkeit der Bindungsperson resultieren, entwickeln alle Kinder ab dem sechsten Lebensmonat bis ins dritte Lebensjahr eine Bindung an einige wenige Bindungspersonen. Zur gleichen Zeit, zu der die Bindung an die Mutter in Tiefe und Stärke wächst, wird die generelle Fähigkeit des Kindes zur Bindung an andere Personen umfassender, falls das Kind die Gelegenheit dazu hat.

 

 

Bindungs- und Erkundungs-, b.z.w. Lernverhalten hängen voneinander ab!

Nach dem Begründer der Bindungstheorie John Bowlby ist der Mensch von Geburt an mit zwei grundlegenden Verhaltenssystemen ausgestattet, die sein Überleben sichern; das Bindungsverhaltenssystem und das Erkundungsverhaltenssystem.

Diese beiden Systeme stehen hängen voneinander ab und sind doch gegensätzlich. Wenn das Bindungsverhaltenssystem  aktiviert wird, dann kann das Erkundungsverhaltenssystem nicht aktiviert werden. Kommt das Kind bei seinem Erkundungsverhalten in eine Überforderungssituation (z.B. Angst, Müdigkeit, Schmerz, Hunger, Unwohlsein, Erschrecken,…), wird sein Bindungsverhaltenssystem aktiviert und es wird zur Bindungsperson zurückkehren. Dort gewinnt das Kind meist über Körperkontakt seine emotionale Sicherheit wieder. Das Bindungsverhaltenssystem beruhigt sich und das Erkundungsverhaltenssystem wird wieder aktiviert, so dass das Kind sich von seiner sicheren Basis lösen und der Erkundung der Umwelt zuwenden kann. Wie flexibel das Kind zwischen den beiden Verhaltenssystemen hin- und herwechseln kann und wie stark seine jeweiligen Reaktionen sind, hängt vom elterlichen Verhalten dem Kind gegenüber ab.

 

 

Eine Grafik soll dies verdeutlichen:

 

Bindungsverhaltenssystem

 

Einer sicheren Bindungsqualität, die sich im Säuglingsalter entwickelt hat, wird eine Schutzfunktion für den weiteren Entwicklungsverlauf des Kindes zugeschrieben. Längsschnittstudien weisen nach, dass hierdurch prosoziale Verhaltensweisen gefördert werden und das Kind eine gewisse psychische Belastbarkeit erreicht.

Eine qualitativ hochwertige bindungsorientierte Eingewöhnung ist die Grundlage für eine erfolgreiche Bildungsarbeit, damit das „Bildungshaus“ auf tragendes Fundament gebaut wird und nicht auf Sand.

 

 

Aufgrund der beschriebenen Forschungsergebnisse arbeiten wir in unserer Einrichtung bindungsorientiert.

 

  • Kinder, die aus dem Krippenbereich in den Kindergartenbereich wechseln, werden im Rahmen eines Kooperationsprojekts langfristig auf diesen Übergang vorbereitet. So finden im letzten Krippenjahr, etwa ab Februar, regelmäßig gemeinsame Angebote der Krippenkinder mit den jüngeren Kindergartenkindern statt. Zum gegenseitigen Kennenlernen treffen wir uns zunächst in den Krippenräumen, die den Kleinsten bereits vertraut sind. Außerdem ist anfangs immer eine Bezugsperson aus der Krippengruppe dabei. Mit gemeinsamen Turnstunden und Morgenkreisfeiern im Kindergarten und vielen anderen Aktionen gelingt so ein fließender Übergang von der Krippe in den Kindergartenbereich.
  • Auch die Eltern werden auf den bevorstehenden Wechsel vorbereitet (mehr Freiräume, mehr Selbständigkeit, größeres Spielangebot, Kennenlernen des offenen Konzepts,…)
  • Alle „neuen“ Kindergartenkinder erleben Eingewöhnungstage. Sie besuchen zunächst die ersten drei Tage gemeinsam mit einer vertrauten Bezugsperson die Einrichtung, für eine verkürzte Zeit. (ca. 2h). Am 4. Tag findet eine erste, kurze Trennung von der Bezugsperson statt. Im Verlauf der nächsten 1 bis 2 Wochen wird nun die alleinige Aufenthaltsdauer des Kindes individuell bis zur regulären Buchungszeit gesteigert.
  • Während der Betreuungszeit wird großer Wert auf verlässliche und vor allem feinfühlige Bezugspersonen in der Kindertagesstätte gelegt, um die Grundlage für eine erfolgreiche Bildungsarbeit und psychisch stabile junge Menschen zu schaffen.

 

 

Methoden: